Ein Podium aus Vertreter:innen der Wissenschaft, der Geschäftsführung der Mainova, der städtischen
Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodríguez und Mieter helfen Mietern Frankfurt e.V. widmete sich ges-
tern Abend im gut besuchten Grünen Hörsaal des Senckenberg-Museums der Frage wie eine Wärme-
wende in der Heizversorgung in Frankfurt gelingen kann.
Dass mit Mieter helfen Mietern auch eine Vertreterin der Mieter:innen in der Runde vertreten war, ist
den Organisator:innen des Bündnisses Wärmewende Frankfurt zu verdanken, denn es handelt sich kei-
nesfalls um eine Selbstverständlichkeit, dass bei einer Debatte um die Umstellung der Wärmeversor-
gung in der Stadt auf klimaneutrale Technologien die Interessen der Mieter:innen gehört werden.
„In der Tat ist die Herangehensweise beim Thema Wärmewende in Frankfurt für Mieter:innen ernüch-
ternd, die bereits jetzt einen steigenden Anteil ihrer monatlichen Ausgaben für Strom und Gas reser-
vieren müssen und zusätzlich längst mit den Kosten der Energiewende im Gebäudesektor belastet wer-
den. Wenn die energetische Sanierung des Gebäudes durchgeführt wird, zahlen sie bereits jetzt hohe
Modernisierungsmieterhöhungen.“, kommentiert Conny Petzold.
Die Mainova als regionaler Energieversorger, die sich mehrheitlich im Eigentum der Stadt Frankfurt be-
findet, bürdet den Mieter:innen in dieser Stadt seit dem 1. Juli 2025 eine weitere Kostensteigerung
auf. Bis zu 35 Prozent erhöhte Fernwärmepreise gelten seitdem für die aktuell ca. 60000 Haushalte, die
Fernwärme beziehen. Conny Petzold kritisiert: „Ausgerechnet Mieter:innenhaushalte werden jetzt zu-
sätzlich für die Finanzierung des Fernwärmeausbaus in Frankfurt herangezogen. Das zeigt einmal mehr,
dass die Kosten des Umbaus hin zur Klimaneutralität derzeit nicht gerecht verteilt sind.“
Dass gestern Wasserstoff vom Geschäftsführer der Mainova Maritn Giehl als eine der Säulen der Wär-
mewende präsentiert und das Heizkraftwerk West H2O ready umgebaut wird (und diese Vorgänge von
der anwesenden Umweltdezernentin unwidersprochen blieben), birgt zusätzlich massive finanzielle
Risiken für die Mieter:innen. Denn Mieter:innen sind beim (höchstwahrscheinlichen) Ausbleiben grü-
ner Gase von den dann unvermeidlich teuren Gaspreisen betroffen, die aufgrund der CO2Bepreisung
und steigenden Gasnetzentgelten entstehen.
„Besonders erschreckt hat mich, dass die Umweltdezernentin Frau Zapf-Rodriguez sich auf die Frage
nach dem Zeitpunkt der Stilllegung der Gasverteilnetze ausschwieg.“, berichtet Conny Petzold. Dabei
wird der Betrieb der Netze viel früher unrentabel, als der letzte Haushalt abgekoppelt wird. Wartet die
Stadt als Netzbetreiberin ab, werden die Kosten für die verbliebenen Gaskund:innen ins Unermessliche
steigen. Conny Petzold warnt: „Mieter:innen in dieser Stadt, die derzeit noch mehrheitlich mit Gas und
Öl heizen, stehen ohne geordnete Planungen zur Stilllegung der Gasverteilnetze
vor einer potenziellen Kostenfalle.“ Dies untergräbt die Akzeptanz für die dringend nötigen Umbau der
Wärmeversorgung auf dem Weg zu klimaneutralen Technologien.
Die Einblicke in den Stand der Planungen zur Wärmewende, wie sie gestern Abend von der städtischen
Vertreterin und dem Geschäftsführer der Mainova präsentiert wurden, zeigen vor allem eines, wie
Conny Petzold unterstreicht: „Die Mieter:innen gehören endlich an den Tisch wenn über Wärmever-
sorgung und deren Veränderung im Quartier, Sanierungen, Heizungstausch oder -umstellung geredet
und entschieden wird. Diese partizipative Planung findet bisher nicht einmal im Ansatz statt. Dass zum
Beispiel 780 Haushalte in der Gellertsiedlung im Nordend in den nächsten Jahren an die Fernwärme
angeschlossen werden sollen, erfahren die betroffenen Mieter:innen lediglich aus der Zeitung. Aber
nur wenn Mieter:innen aktiv mitgestalten, kann Vertrauen in eine ökologisch erfolgreiche und sozial
gerechte Wärmewende aufgebaut werden.“
Conny Petzold
Mieter helfen Mietern Frankfurt e.V